Wer meine Mails in den letzten Wochen und Monaten aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass ich vor einem halben Jahr ein spannendes Forschungsprojekt gestartet habe und stundenweise in meinem alten Beruf als Ergotherapeut in der Geriatrie arbeite.

Dort habe ich es mit alten, kranken, dementen und sterbenden Menschen zu tun. Als Ergotherapeut bin ich Experte für Alltagskompetenz und eine selbstbestimmte, sinn- und werteorientierte Lebensgestaltung.

Alten Menschen eine selbstbestimmte Lebensweise zu vermitteln, ist nicht immer einfach. Zumal vielen erstmal nicht klar ist, was dies mit ihren akuten Gebrechen zu tun haben könnte. Zu einer ganz besonderen Herausforderung wird das, wenn diese Menschen kognitiv eingeschränkt oder gar bereits dement sind.

Und an meinen Grenzen stoße ich dann, wenn es sich um Menschen handelt, die eine überschaubare Lebensspanne mit einem oftmals schmerzhaften Ende vor Augen haben.

Was mir dabei hilft, wach und präsent zu sein und zu bleiben und mich nicht in die Geschichten meines Gegenübers hineinziehen zu lassen, ist eine Methode, die ich im Rahmen meines Forschungsprojektes von allen Seiten getestet und erprobt – und jetzt für außerordentlich nützlich und hilfreich befunden – habe: Muto Dori Zen.

Muto Dori ist das höchste Geheimnis der Kampfkunst

Muto Dori ist ein Begriff, der ursprünglich aus den Schwertkampfkünsten stammt und soviel bedeutet wie „Nicht-Schwert“. (Wer meine Mails in den letzten Wochen und Monaten aufmerksam verfolgt hat, weiß auch, wie ich über die Kampfkünste auf meinen Weg gekommen bin). Die Samurai-Krieger schulten sich darin, mit leeren Händen (daraus entwickelte sich die Urform des Karate!) einem bewaffneten Gegner gegenüberzutreten und diesen aufgrund ihrer furchtlosen und gelassenen Geisteshaltung zu besiegen.

Nun geht es in meinem Beruf als Ergotherapeut ja nicht gerade darum, einen Gegner in einem Kampf um Leben und Tod zu besiegen, doch spielen Leben und Tod in der Geriatrie naturgemäß eine große Rolle. Und da war es nur zu naheliegend, diese entspannte und gelassene Geisteshaltung des Muto Dori in der Begegnung mit den mir anvertrauten Menschen einzunehmen und herauszufinden, welche Auswirkungen es hat.

Muto Dori ist Zen im Alltag