Oder: weshalb Zitronen keine Orangen sind.

Manchmal könnte man meinen, das Leben sei eine einzige Katastrophe – und wenn Sie das angesichts Ihrer aktuellen Lebensumstände von sich auch behaupten können, dann heiße ich Sie herzlich willkommen im Club!

Doch das ist kein Grund zum Verzweifeln, ganz im Gegenteil. Das Leben ist ganz einfach das, was es ist; mal geht es bergauf, dann wieder bergab, hoch und runter, das ist völlig normal. An den Umständen können wir (zunächst) nicht sehr viel ändern, sehr wohl aber an unserer inneren Haltung, mit der wir den jeweiligen Umständen begegnen.

Was für den einen Menschen hochdramatisch ist und ihn in eine wochenlange Depression stürzt, läßt einen anderen völlig gelassen und ringt ihm gerade mal einen müden Augenaufschlag ab. Es liegt ganz an uns, wie wir die Dinge sehen, und wie wir die Dinge sehen, so erleben wir sie auch.

Vor einigen Jahren kam ich in Kontakt mit einem klugen Spruch, der Gelassenheit und Zuversicht verhieß:

„Wenn das Leben Dir Zitronen beschert, dann mach´dir eine Limonade daraus.“

Klasse Idee, oder? Also fing ich an, die Dinge unter dem Aspekt zu sehen, dass ich allem eine positive Bedeutung geben muß, und schon wird´s schön im Leben. Nun, das ist leider nur der erste Teil der Wahrheit, die dieser Spruch in sich birgt. Denn um mir eine leckere Limonade zu bereiten, muß ich die Zitronen erst einmal als solche anerkennen. D.h., ich muß meinen gegenwärtigen Lebensumständen erst mal ins Gesicht schauen und sie akzeptieren, bevor ich sie verändern kann. Sie einfach nur anders betrachten, funktioniert nur dann, wenn ich den ursprünglichen Zustand akzeptiere! Das ist einer der Hauptgründe, weshalb positives Denken und die Arbeit mit Affirmationen nicht wirklich funktionieren (wenn sie auch manchmal über das Gröbste hinweg helfen).

In den vielen, in den letzten Jahren populär gewordenen Tjakaa- und Yahoo-Motivationsseminaren wird gar keine Zitronen-Limonade mehr gepanscht – wenn mir dort Zitronen über den Weg laufen, dann beachte ich die nicht weiter. Ich will mich doch nicht an die Umstände anpassen – wenn das Leben mir Zitronen beschert und ich aber Orangen will, dann pfeif´ ich was auf die Zitronen und hol´ mir meine Orangen. Ich lebe doch schließlich selbstbestimmt!

Leider funktioniert auch das nicht wirklich, denn wenn Zitronen da sind, dann sind Zitronen da. Und keine Orangen. Punkt!

Kürzlich stieß ich auf einen weiteren schlauen Spruch, der es mir wirklich angetan hat:

Before you think big, you better think real.

Diese Aussage stammt von dem tibetischen Meditationsmeister Chögyam Trungpa, und ich finde sie wirklich genial.

Bevor ich anfangen kann, das Leben zu leben, von dem ich träume, bevor ich anfangen kann, meine Visonen vom Leben zu verwirklichen – bevor ich damit beginnen kann, einen Unterschied zu machen -, muß ich erst einmal meine gegenwärtigen Lebensumstände untersuchen und genau betrachten.

Tue ich das nicht, dann lüge ich mir fortgesetzt in die eigene Tasche, denn das, was da ist, ist nun einmal da. Und erst, wenn ich es erkenne und anerkenne, kann ich es verändern oder beseitigen, damit es auf meinem Weg nicht als Hindernis auftaucht.

Daher lassen sie Ihre alltäglichen Zitronen und Katastrophen einfach da sein, erkennen sie sie an – und gehen sie weiter in die Richtung, die Sie bevorzugen …

 

 

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